Seite wählen

Disclaimer: Diesen Artikel hab ich von meinem alten Blog recovered den ich als Teenager geschrieben hatte. Leider habe ich das Bloggen seitdem sein lassen. Auch wenn ich das ein oder andere nicht mehr so schreibe würde, fand ich den Artikel noch gut.

Unter Zivilcourage versteht man in unserer Gesellschaft Hilfsbereitschaft gegenüber Schwächeren, sowie Einsatzbereitschaft für Gerechtigkeit. Diese ritterliche Tugend sollte sich jeder zu Gemüte führen. Meiner Meinung nach wird Zivilcourage von den meisten Personen aber falsch gehandhabt. Die meisten  Menschen die sich diese Zivilcourage zuschreiben bekämpfen meist lediglich die Wirkungen anstatt die Ursache.

Um meine Meinung zu erklären greife ich auf verschiedene Beispiele zurück, über Leute die zumindest von sich selbst behaupten würden, sie hätten Zivilcourage.

Beispiel 1: Der Atommüllgegner
Sein Motiv ist klar und weitgehend nachvollziehbar. Er hält Atomkraftwerke für „böse“. Seine Meinung ist vor allem durch die fehlende Endlösung für Atommüll (zu Recht) begründet.
Also entscheidet sich der Protestant sich an die Schienen zu ketten, um seinen Protest der ganzen Welt zu zeigen, und den Kraftwerkbetreiber finanziell zu belasten. Sein Motiv: Er will die Bevölkerung vor einem neuen Tschernobyl und atomarer Verseuchung bewahren. Nobel nobel.
Was hat er geändert?
Gar nix!
Wer hat was geändert?
Der Eigenheimbesitzer der sich eine Solaranlage aufs Dach gesetzt hat, sowie Forscher und Techniker die nach Wegen suchen Elektrizität zu erschaffen, ohne dabei CO² oder atomaren Müll zu erzeugen.
Sie bringen die Gemeinschaft gemeinsam dem Ziel näher eines Tages nicht auf Atomkraftwerke angewiesen zu sein. Sie bekämpfen also die Ursache (Stromherstellung), nicht die Wirkung (Atommülltransport).

Beispiel 2: Der deutsche Moralapostel
Auch sein Motiv ist klar und nachvollziehbar. Er hält fremdenfeindliches Denken und rechtsextreme Handlungen für (zu Recht) böse. Daher beschimpft er jeden der Einwanderer oder Andersgläubige kritisiert als Nazi, und schmeißt bei der nächsten Skinhead-Demo fleißig faules Obst und Eier in die glatzköpfige Menge. Sich selber beschreibt er mehr als international als deutsch, schließlich isst er einmal in der Woche Döner und verbringt mindestens 2 Wochen im Jahr auf einer Pauschalreise in Italien oder Spanien. Sein Motiv: Er will rechtsradikales und fremdenfeindliches Denken und Handeln ein Ende machen. Nobel nobel.
Was hat er geändert?
Gar nix!
Seine Methoden sind die eines Kleinkindes. Denn die fangen auch an zu schreien wenn ihnen was nicht passt und schmeißen dabei gerne Sachen durch die Gegend.
Wer hat was geändert?
Der Sozialarbeiter, der sich um die schweren und orientierungslosen Schicksale kümmert, welche in Gefahr laufen von der rechten Szene angezogen zu werden. Kann aber auch ein Nachbar, Freund oder Verwandter sein. Der Fußballtrainer, der ein Team aus Kindern der verschiedensten Nationen erfolgreich aufbaut, und dabei auf den gemeinschaftlichen Umgang miteinander achtet. Der Lehrer der mehr macht als er müsste, damit seine Schüler einen Ausbildungsplatz bekommen. Der Imam, der Christen in die Moschee einlädt, um Ihnen von seinem Glauben zu erzählen und gleichzeitig die Chance nutzt nach dem christlichen zu fragen.
Diese Menschen setzten sich dafür ein, dass Einwanderer integriert werden. Dass orientierungslose Menschen ihren Weg finden. Dass unterschiedliche Kulturen und Religionen sich untereinander austauschen und Verständnis füreinander entwickeln. Diese Menschen versuchen die Problemfälle zu verstehen, damit sie handeln können. Der Moralapostel verurteilt, und macht eine Menge Lärm um die Sache.
Auch hier der Unterschied zwischen Ursache (Gründe für Fremdenfeindlichkeit) und Wirkung (Skinheads). Denn die Ursachen sind: Gescheiterte Integration, Zukunftsangst, Unwissen und fehlendes Verständnis.

Was ich nicht sagen will ist, dass Demonstrationen oder Gegendemonstrationen sinnlos sind.
Im Gegenteil. Wenn falsche Meinungen propagiert werden muss gehandelt werden, und Ungerechtigkeit muss gestoppt werden wenn sie geschieht. Aber damit alleine ist nichts getan. Sich einfach hinzustellen und zu verlangen dass die Politiker es ändern sollen, ist lächerlich. Schließlich kann Unkraut nur an der Wurzel bekämpft werden. Und die liegt in der Gesellschaft, d.h. im Volk selber.
Menschen die sich dafür einsetzen, Probleme unserer Gesellschaft an Ihren Wurzeln zu bekämpfen – völlig egal wie klein die Auswirkungen auf das Gesamtbild sein mögen – diese Menschen zeigen echte Zivilcourage.

Wie sieht es mit Eurer echten Zivilcourage aus?

Note: Diesen Blogartikel hab ich vor gut 10 Jahren geschrieben und war eigentlich schon komplett in Vergessenheit geraten. Viele der Artikel würde ich so nicht mehr schreiben, aber es ist auch schön zu sehen wie sich viele Ansichten in den letzten 10 Jahren geändert haben.

Beitragsbild von Jonathan Harrison on Unsplash