In der bereits achten Folge des streitbar besten Podcasts für Führungskräfte unterhalte ich mich mit Prof. Christian Gärtner von der Hochschule München über den Umgang mit Dilemmata. Wäre das nicht ein Podcast ohne Intro, dann wäre das „Jein“ von Fettes Brot das perfekte Intro gewesen. Denn im Kern geht es um nichts anderes! Entscheidung zwischen Pest und Cholera, Geld und Liebe; Entscheidungen bei denen es kein richtig oder falsch gibt, aber ein entweder oder.
Von Christian hab ich ein paar Tricks gelernt, die das Dilemma nicht unbedingt auflösen, aber zumindest den Umgang damit erleichtern.
1. Reframing: Kann man ggf. die Gegenargumente für eine Entscheidung aus einer anderen Perspektive betrachten und dadurch bereits einen Konflikt auflösen?
2. Widersprüche lieben lernen: Deine Mitarbeiter wollen Selbstbestimmung und Orientierung? Genieß den Tanz! Probiere Sachen aus. Finde die Balance zwischen Anweisung und Freiheit. Die goldene Mitte wird von Situation zu Situation schwanken.
3. Out-of-the-box thinking: Gibt es wirklich keine Lösung die das Dilemma auflöst? Manchmal lässt sich ein Widerspruch auf einer höheren Ebene integrieren. So ist sicherlich auch das amerikanische Gericht Turducken entstanden (Truthahn gefüllt mit Ente und Huhn).
4. Zeitliche Verschiebung: Alles hat seine Zeit – vielleicht lässt sich eine Option einfach zeitlich verschieben? Statt A oder B, machen wir erst A dann B.
5. Räumliche / Strukturelle Verschiebung: Im Dilemma zwischen Innovation (Exploration) und Effizienz (Exploitation) macht es oft Sinn der Innovation einen eigenen Raum zu geben. Zum Beispiel als Spin-Off, innerhalb eines Inkubators oder eines „Labs“. Damit löst man oft den kulturellen und strukturellen Konflikt zwischen beiden Polen. In der Theorie als strukturelle Ambidextrie beschrieben.
6. Enabling Limits: Manchmal hilft es „künstliche“ Grenzen zu schaffen um eine Entscheidung zu treffen. Das sind im Kleinen Methoden wie „Time-Boxing“, dann muss eine Entscheidung innerhalb einer Stunde getroffen werden. Oder auch eine harte Definition von Kriterien die vorab getroffen werden. Bspw. welche Ergebnisse müssen Innovationsprojekte zeigen um am Leben gelassen zu werden? Einigt man sich hier vorab auf klare K.O. Kriterien, dann sind später „Up or Out“-Entscheidungen eindeutig.
7. Intuition: Manchmal hilft alles nichts. Mehr Informationen werden die wahrscheinlich nicht weiterhelfen und kosten Zeit und Geld (Stichwort: Arrowsches Informationsparadox) und manche Widersprüche lassen sich nicht auflösen (Stichwort: Gödelscher Unvollständigkeitssatz). In solchen Fällen ist es aber auch in Ordnung auf sein Bauchgefühl zu hören. In diesem steckt oft die Weisheit deiner persönlichen Erfahrungen.
Mehr Informationen findet ihr auf Christians Homepage https://christian-gaertner.de/ oder natürlich auf seinem LinkedIn Profil.